Ein Beispiel, wie die Stadt in den vergangenen Jahrzehnten ihr Gesicht verändert hat, ist „Alt-Heidelberg". Das früher unter Putz (links 1981) verborgene Fachwerk zeigt wieder den ursprünglichen Zustand (rechts 1984 - Foto: 2005). Insgesamt wurde das Gebäude nicht wieder so tief ins Erdreich gebaut, die untere Fensterkante liegt jetzt in Höhe des Bürgersteiges, früher darunter. Neu sind auch die Dacherker, die eine bessere Ausnutzung des Dachgeschosses ermöglichen.

 

 

 

Der Umbau von „Alt Heidelberg“

 

Vor dem Umbau

Gemäß der Gestaltungssatzung der Stadt Vlotho wurde das Haus Lange Straße Nr. 70 als kunst-, bau- und kulturhistorisch erhaltenswertes Gebäude ausgewiesen.

Nach abschließender örtlicher Beratung am 2.2.1983 mit dem Oberkonservator Dr. Jahn vom Westfälischen Amt für Denkmalpflege, Benno Marron, Vertretern der Stadt Vlotho sowie dem Architekten Günter Bieber wurde nach endgültigem Abwägen aller in Frage kommenden Kriterien einer geordneten Baudurchführung festgelegt, dass das gesamte Fachwerk abgetragen, sichergestellt, gereinigt, imprägniert, konserviert und im ursprünglichen Zustand wieder aufgebaut werden sollte. Wegen fehlender Finanzierungsmittel konnten Finanzierungsbeihilfen für Baudenkmale nach dem Städtebauförderungsgesetz nicht gewährt werden.

Die Entwurfsplanung sah vor, das gesamte Erdgeschoß mit dem Obergeschoß als Galerie mit offenem Innenraum, als Gaststätte zu nutzen. Galerie und Kamin sind wieder an ursprünglicher Stelle errichtet. Alle Nebenräume wie Toilettenanlagen, Heizung, Abstell- und sonstige Räume einschließlich Kühlräume für Bier und Spirituosen sind in dem neu geschaffenen Keller untergebracht.

Über der Schwelle der Geschoßbalken wurde zur Erfüllung der gesetzlichen Brandschutz-Auflagen, für den Betrachter nicht sichtbar, eine Stahlbetondecke für die im Bereich des Dachbodens eingeplanten und geschaffenen Maisonette-Wohnungen eingebaut. Nur bei guter Wohn- und Nutzqualität ist die Erhaltung historischer Bausubstanz vertretbar.

 

Bauausführung

Am 4. Februar 1983 begann die mit der Ausführung der Zimmerarbeiten beauftragte Bautischlerei Gebr. Lenger, Vlotho, mit dem Abtragen der Dachkonstruktion. Danach wurde das gesamte Fachwerk entkernt (ausgeblasen), konserviert und gelagert. Hierbei wurde festgestellt, wie groß der Schaden an dem unter dem Verputz befindlichen Fachwerk war und dementsprechend mit altem Eichenholz erneuert werden musste. Hierfür wurde das vorhandene wertvolle Eichenholz aus dem Dachstuhl verwandt. Am 25. März 1984 wurde die tragende

 

Stahlbeton-Gründungsplatte gegossen und das Kellermauerwerk erstellt. In dieser Zeit wurde das gesamte Fachwerk von den Zimmerleuten überprüft, fehlendes Eichenholz neu abgebunden und für die Wiederaufstellung hergerichtet.

Hier erfolgte eine Rückbesinnung auf die historischen Arbeitstechniken. Bisher musste von den Zimmerern wie auch von den Maurern maßgenau gearbeitet werden. Jetzt bestand die Aufgabe darin, jede Krümmung und Verformung des alten Gebäudes wirklichkeitstreu wieder herzustellen. Für die Bauzeit benötigte die Firma Aug. Lenger KG, Baugeschäft,

 

Auf diesem Bild ist das „neue" Alt-Heidelberg an der Ecke Lange Straße / Mühlenstraße in seiner Fachwerkstruktur schon wieder zu erkennen.

Foto: 12. Mai 1983.

Vlotho, 13 Monate. Die Inneneinrichtung wurde von der Firma Theilemann, Bad Oeynhausen, gefertigt und eingebaut.

 

Die Inneneinrichtung wurde von der Firma Theilemann, Bad Oeynhausen, gefertigt und eingebaut. Die Treppenstufen, Wandvertäfelungen, alle Tische und Schränke, die Biertheke, jedoch nicht die Stühle, sind aus dem vorhandenen alten Eichenholz aus „Alt Heidelberg" gefertigt.

 

Bauherr: Benno Marron

Architekt: Günter Bieber, Vlotho

Bauarbeiten: August Lenger KG, Vlotho

Zimmerer- und Tischerarbeiten: Gebr. Lenger GmbH, Vlotho

Inneneinrichtung: Theilemann, Bad Oeynhausen

Malerarbeiten: Detlef Richter, Vlotho

 

Nach dem Umbau

In völlig neuem Glanz wurde am Montag den 30. April 1984 die traditionsreiche Vlothoer Gastwirtschaft „Alt Heidelberg" an der unteren Langen Straße wiedereröffnet. Nach 13-monatiger Bauzeit, in der das Gebäude eigentlich als Neubau erstellt wurde, da es Total zerlegt und an gleicher Stelle wieder aufgebaut worden ist, ist das 1604 erbaute Haus, besonders von innen, nicht wieder zu erkennen. In gemütlichen Sitzecken wird jetzt über 150 Gästen Platz geboten.

 

 

 

 

Bilder von den Umbauarbeiten.