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Weser und Weserbereich

 

Diese Seite soll ältere Bürger dieser Stadt an ihre Jugendzeit erinnern und für die jüngeren einen kleinen Blick in die Geschichte der Stadt Vlotho ermöglichen.

 

Die alte Weserbrücke 1927 bis 1981

 

abrueckeStichwort Alte Weserbrücke

Die alte Weserbrücke entstand 1927-1928. Exakter Baubeginn der Brücke war am 24. März 1927. Darüber gibt die Stadtchronik Auskunft, die vom damaligen Rektor Baumeister penibel geführt wurde. Mit diesem Brückenschlag war Vlotho direkt mit der einst zum Kreis Minden gehörenden Gemeinde Uffeln verbunden. Die Freigabe erfolgte am 28. März 1928. Die Brücke wurde in den letzten Kriegstagen am 3. April 1945 gegen 17 Uhr von deutschen Pionieren zerstört. Die Reparatur der Brücke dauerte genau ein Jahr und wurde am 30. März 1951 mit einer großen Einweihungsfeier für den Verkehr wieder freigegeben, bis September 1981.

Bildseiten von den Bauarbeiten

und Abbruch finden Sie hier.

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Einen kurzen Video-Clip von 1956 über die alte Weserbrücke und der näheren Umgebung  finden Sie auf der Video-Seite.

 

 

 

Chronik der Weserbrücke
 
4. Mai 1927:
Die große Ramme, mit der die Holzbohlen in den Boden gerammt werden,   stürzt in die Weser.   Folge: Bauverzögerung um einen Tag!     
 
7. Juli  1927:
Der Bauarbeiter Lübking aus Babbenhausen verunglückt auf der Baustelle (die Chronik sagt nicht, ob der Mann schwer verletzt oder getötet wurde).
 
11. September 1927:
Es wird mit dem Bau des sechsten Brückenbogens begonnen.
 
19. September 1927:
Es wird mit dem Bau des letzten großen Brückenbogens auf Vlothoer Seite begonnen. Beim Bau eingesetzt sind 56 „Notstandsarbeiter" und 15 „Krisenarbeiter".
 
24. September 1927:
Richtfestfeier in der Gaststätte Felsenkeller am Rahlbruch (die Gaststätte steht heute nicht mehr, dort ist heute, an der Herforder Straße, der Betrieb der Fa. VW-Schnieder).
 
2. Oktober 1927:
Der Kreisausschuss Herford und die Vlothoer Stadtverordneten besichtigen den Brückenbau.
 
9. Oktober 1927:
In das Magazin der Baufirma wird eingebrochen und verschiedene Werkzeuge gestohlen.
 
22. November 1927:
Die Arbeiten an der Brücke werden wegen winterlichen Frostes eingestellt.
 
3. Januar 1928:
Die Arbeiten werden wieder aufgenommen.

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Programmblatt zur Einweihung der Weserbrücke 1928. Ablauf auf der Uffelner Seite.

21. Februar  1928:
Der   Regierungspräsident - damals noch in Minden - genehmigt die Erhebung eines „Brückengeldes". Passanten müssen beim Überqueren der Brücke demnach 5 Pfennig bezahlen. Es gab eine abgestufte Gebührenordnung. Für Fuhrwerke zum Beispiel waren 20 Pfennig zu entrichten. Das kleine Häuschen, in dem der Zollwärter saß, ist 1982 beim Brückenabriss mit entfernt worden.
 
20. März 1928:
Die fertig gestellte Weserbrücke wird einer Belastungsprobe unterzogen. Zahlreiche Fuhrwerke und Dampfwalzen mit einem Gesamtgewicht von 2.120 Zentnern fahren hintereinander über die Brücke. Sie hält.
 
28. März 1928:
Die Brücke ist fertig, sie wird übergeben. Es beginnt mit einem Empfang im Rathaus, bei dem Vlothos damaliger Bürgermeister Dr. Schildwächter Zigarren verteilt. Den Prolog bei der Eröffnungsrede hält die damalige Sekretärin des Vlothoer Bürgermeisters, Frl. Kalimeier. Eröffnungsansprachen halten der Landrat des Kreises Herford, von Borries, und des Kreises Minden, Petersen, dann folgen Vlothos Bürgermeister Dr. Schildwächter und der damalige Bürgermeister von Uffeln (der Name ist in der Chronik nicht vermerkt).
Im Anschluss an die Brückeneinweihung ist „großes Kaffeetrinken": Für die „Offiziellen" im Hotel Delkeskamp an der Weserstraße (später Hotel Lütke), für die beim Brückenbau Beschäftigten im Hotel Koch (später Ratsstuben).
Damit war Vlothos erste Weserbrücke ihrer Bestimmung übergeben.

 

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Die Geschichte der alten Brücke - Historischer Rückblick

Im Jahre 1927 wurde erstmals mit dein Bau einer Weserbrücke in Vlotho begonnen, da die seit altersher bestehende Fähre das Verkehrsaufkommen nicht mehr bewältigen konnte. Außerdem musste die Fähre wegen Hochwasser und Eisgang zeitweise völlig außer Betrieb gesetzt werden. Die Weserbrücke überspannte das Wesertal und die Bahnstrecke Osnabrück - Löhne – Hameln auf 7 großen Bögen mit rund 400 m Länge und wurde unter der Federführung der Kreiskommunalverbände Herford und Minden erbaut.

Veranlassung zum Bau der Brücke waren in erster Linie die wirtschaftlichen Beziehungen der Gebiete rechts und links der Weser mit ihren reichhaltigen Vorkommen an Kies und Sand und großem landwirtschaftlichen Hinterland, die das ganze Minden-Ravensberger-Gebiet versorgten. Auch die örtlichen Beziehungen der Gemeinden Vlotho und Uffeln trugen zum Bau der Brücke bei, da Uffeln amtsgerichtlich und kirchlich zu Vlotho gehörte und auf die Eisenbahnstation in Vlotho angewiesen war. Die Kosten für das Brückenbauwerk betrugen anno 1927 einschließlich Grunderwerb 1.160.000,-- RM.

Am 3. April 1945 gegen 17 Uhr wurde die Brücke bei den Rückzugkämpfen der Deutschen Wehrmacht im mittleren Drittel völlig zerstört. Der rechte und linke Strompfeiler wurde gesprengt, so dass die Stromöffnung und je eine angrenzende Landöffnung einstürzten. Die Räumung der Trümmer sowie die erforderlichen Sprengungen über und unter Wasser, die von den belgischen Besatzungstruppen durchgeführt wurden, waren im Frühjahr 1946 beendet.

Die Kosten für die Räumung beliefen sich auf 138.000,-- RM.

Der beabsichtigte Wiederaufbau der Brücke scheiterte zunächst an der Finanzierung.

Erst im Haushaltsjahr 1950 konnten Geldmittel für den Wiederaufbau bereitgestellt werden. Das Brückenbauamt der Provinzialstraßenverwaltung in Münster und das Landes-Straßenbauamt Bielefeld wurden beauftragt, die Brücke in der alten Form wieder herzustellen. Eine andere Form und Art war wegen der Wiederverwendung der noch vorhandenen Bögen nicht möglich. Die Gesamtkosten für den Wiederaufbau betrugen rd. 600.000,-- DM.

Die Bauzeit betrug genau ein Jahr, so dass im März 1951 die Brücke wieder dem Verkehr übergeben werden konnte.
 

 

 

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Nicht alliierte Fliegerbomben, sondern unsinnige letzte Befehle der sich in ganzer Linie auf dem Rückzug befindenden Wehrmacht zerstörten die Vlothoer Weserbrücke. Drei Brückenbogen wurden gesprengt. Doch das konnte den Sieg der Alliierten auch nicht verhindern. Das Bild oben zeigt den Wiederaufbau der Brücke kurz vor der Vollendung 1951.

 

 

Ausschnitt eines Zeitungsartikel über die Einweihung

der reparierten Weserbrücke 

 

Nach einer Bauzeit von etwa einem Jahr kann nunmehr am 30, März die Verkehrsübergabe der wiederhergestellten Weserbrücke Vlotho-Uffeln erfolgen. Damit ist der Wunsch erfüllt, der in den „brückenlosen" Jahren von den Menschen hüben wie drüben gehegt wurde.

Die Freigabe der Brücke wurde vom NRW-Sozialminister Dr. Schmidt vorgenommen. Er wurde als Vertreter der obersten Landesbehörde von Bürgermeister Kölling unter Überreichnung eines von der heimischen Zigarrenindustrie gestifteten Ehrengeschenks besonders herzlich begrüßt. Für die Bauherrin, die Provinz Westfalen, war Landeshauptmann Salzmann erschienen. Beim Festakt waren ferner anwesend: Regierungspräsident Drake, Landrat Griese, Herford, für den Kreis Minden stellv. Landrat Wehking, die Oberkreisdirektoren Friedrichs aus Herford und Bothur aus Minden, die Amtsdirektoren und die Amtsbürgermeister der Ämter Vlotho und Hausberge, ferner die Amts- und Gemeindevertreter Vlothos und Uffelns, die Vertreter der beteiligten Bau- und Lieferfirmen und zahllose Ehrengäste.

 

Nach der Zerschneidung des zunächst noch sperrenden weißen Bandes begaben sich die Teilnehmer des offiziellen Festaktes auf die andere Weserseite. Dort entboten stellv. Landrat Wehking und Uffelner Mädchen in den schönen alten Bauerntrachten mit Gesang und plattdeutschen Reimen den Willkommensgruß. Ein westfälisches Frühstück, aus Brot, Schinken und Steinhäger bestehend, wurde den Gästen gereicht, ehe sie im Gasthaus Heilemeier Einkehr hielten. Die Vertreter der Behörden ließen es dort an anerkennenden Worten nicht mangeln. Insbesondere Bürgermeister Fromme dankte im Namen der Uffelner Bevölkerung, von der er sagte, dass sie mit großer Genugtuung die Wiederherstellung der Brücke empfinde. Unter dem Beifall der Anwesenden stellte der Landeshauptmann in plattdeutscher Mundart dem ersten Ehepaar, das sich aus der Verbindung eines Uffelner Einwohners mit einer Vlothoerin oder umgekehrt trauen ließe, ein beachtliches Geschenk in Aussicht. (Es war, wie sich schon nach einer Woche ergab, ein zwölfteiliges Rosenthal-Kaffeeservice.) Bürgermeister Kölling bat u.a. den Minister, doch den Sorgen und Nöten der tabakverarbeitenden Industrie und den für sie tätigen Arbeitern und Angestellten in dem in Vlotho so fest verwurzelten Zweig immer seine Aufmerksamkeit zu widmen.

 

Anderntags beschloss ein Fest aller für alle den ereignisreichen Anlass des „Brückenschlages". Es nahm seinen Anlauf mit sportlichen Veranstaltungen, einem Fußballspiel auf dem Werder und einer Handballbegegnung auf dem Sportplatz in Uffeln zwischen Mannschaften der Vlothoer und Uffelner Vereine. Zur gleichen Zeit konzertierten auf dem Vlothoer und auf dem jenseitigen Brückenkopf und auf dem Vlothoer Kirchplatz Musikkapellen und Gesangvereine. Bei dem Menschengewoge, das die Straßen belebte, fanden die musikalischen Schönklänge überall eine große Zuhörerschaft.

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Einweihungsfeier der reparierten Weserbrücke 

am 30. März 1951.

Bei eintretender Dunkelheit formierten sich auf beiden Seiten der Weser mehrere Marschkolonnen zu einem Fackelzug. Alles, was - es ist nicht übertrieben - Beine hatte, war unterwegs, um sich den großen Strom fackeltragender Menschen anzusehen oder sich darin einzureihen. Überall schienen die Straßen unterzutauchen im Lichtermeer der Fackeln und Lampions. Die Brücke, überflutet vom Licht vieler hundert Glühbirnen, die Brückenköpfe, angestaut mit Menschen und Fackeln, und an den Berghängen die Illumination des Burgrestaurants und der „Schönen Aussicht" - das alles schaffte ein an eindrucksvoller Wirkung wohl kaum zu überbietendes Bild nächtlichen Beleuchtungs- und Feuerzaubers.

In einer Schlusskundgebung am Rathaus dankten Bürgermeister Kölling und Amtsbürgermeister Albrecht den Einwohnern dafür, dass sie durch ihre überwältigende Teilnahme die Brückenweihe zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht hätten. Sie bekräftigten zudem den Wunsch, dass in nicht allzu ferner Zeit doch die kommunale Vereinigung beider Gemeinden folgen möge. Amtsdirektor Dr. Hohenstein benutzte die Gelegenheit, sich der versammelten Menge als neuer Leiter der Amtsverwaltung vorzustellen. Dabei erklärte er, dass er vielfach der Meinung begegnet sei, dass Vlotho einen „Dornröschenschlaf hält". Wenn es denn so sei, dann wolle er derjenige sein, der es wachküsst. Mit einer gleichartigen Kundgebung, die auch in Uffeln ihr Echo fand, war das Ende des Volksfestes erreicht. Was sich dann noch tat, wurde in die Gaststätten verlagert.

 

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3. April 1951

 

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